Frau Dr. Schreiber, können Sie uns CARELA und Ihre Expertise im Bereich Wasserhygiene kurz vorstellen?

CARELA bedeutet Wasserhygiene in allen Facetten – Entwicklung und Vertrieb innovativer Produkte, Verfahren und Technologien nebst Dienstleistungen zur Anlagen-Reinigung und -Desinfektion sowie zur Wasseraufbereitung. Bei Trinkwasser von der Quelle bis zum Zapfhahn, also für Wasserversorger, Bau- und Installationsfirmen sowie Gebäudebetreiber. Zudem in vielen weiteren Anwendungsbereichen, z.B. Schwimmbad, Kühl- und Prozesswasser, Veterinär. Vom Firmensitz in Rheinfelden kann CARELA optimal in der gesamten DACH-Region agieren. Aber auch in anderen EU-Ländern und darüber hinaus betreut CARELA anspruchsvolle Kunden. Unsere Kernkompetenz liegt in der Entwicklung innovativer Produkte, Verfahren und Technologien zur Anlagen-Reinigung und -Desinfektion sowie zur Wasseraufbereitung. Wir sind stets einen Schritt voraus, indem wir neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und die aktuelle Rechtslage im Blick behalten.

Warum ist die Trinkwasserqualität ein so sensibles Thema, und welche Risiken entstehen durch Biofilmbildung?

Wussten Sie, dass unser Trinkwasser zwar das sicherste Lebensmittel ist, aber dennoch in jedem Milliliter mehrere Zehntausend Bakterien enthält? Trinkwasser muss „genusstauglich und rein“ sein und darf nicht krank-machen. Entsprechend gibt die Trinkwasserverordnung Maximalwerte für viele chemische und mikrobiologische Parameter vor. Das größere Hygiene-Problem stellen die Mikroorganismen im Wasser dar: sie siedeln sich auf Oberflächen an, vermehren sich und bilden Beläge, sog. Biofilme. Biofilme bieten Lebensraum für unzählige Bakterien und andere Kleinstlebewesen. Diese kommen natürlich im Wasser vor oder wurden als Kontamination eingetragen. Mit ihnen vergesellschaftet und im Biofilm geschützt können gefährlichere Krankheitserreger nisten. Das sind zum Beispiel bakterielle Biofilmbildner wie Coliforme, Pseudomonas aeruginosa oder Legionellen. Dies sind bekannte Krankheitserreger, die selbst in Kliniken Probleme durch nosokomiale Infektionen (sog. „Krankenhausinfektionen“) bereiten. Biofilmwachstum in Verteilungsnetz, Speichern und Behältern des Versorgungssystems verstärkt das Risiko nachgelagerter Probleme in der Trinkwasserinstallation. Neben Oberflächenbesiedlung findet Sedimentakkumulation statt, wenn das Wasser in Speichern oder Leitungen stagniert. Und je nach Wasserqualität kann es auch zu anorganischen bzw. mineralischen Ablagerungen an Bauteilen und Wandungen kommen.

Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell bei der Sicherstellung einer konstant hohen Trinkwasserqualität?

Wirtschaftlich und technisch betrachtet hat Biofilmwachstum Auswirkungen auf Lebensdauer und Leistungsfähigkeit der technischen Anlagen. Verengte Rohrquerschnitte minimieren den Durchfluss, Beläge an Wärmeüberträgern etwa minimieren die Energieeffizienz. Ignorierte und mangels Sachkenntnis „geduldete“ Biofilme können außerdem mikrobiell induzierte Korrosion auslösen, wenn die Organismen Stoffwechselprodukte ausscheiden, die das Material angreifen. Je älter ein Biofilm ist, also je länger der ungestört wachsen kann, desto eher entstehen gute Bedingungen für diese Form der Korrosion. Es gilt daher, aus Nachhaltigkeitsgründen die Auswirkungen von Biofouling zu minimieren – zum Erhalt von Material, Energieeffizienz und Leistungsfähigkeit.

Weiterer wichtiger Grund ist natürlich der Gesundheitsschutz. Biofilm ist bereits in junger, dünner Schichtung, also lange bevor er für das bloße Auge sichtbar wird, nicht statisch. Er nimmt zu und steht dabei in einem dynamischen Gleichgewicht von Wachstum und Abtrag.

Abtrag und Freisetzung von Bakterien aus dem Biofilm ist der Aspekt, der bei Probenahmen zu alarmierenden Befunden führt und zu Sofortmaßnahmen zwingt. Und der Moment, der den Wasserversorger durch die notwendige Presseveröffentlichung in Misskredit bringt und Vertrauensverlust beim Verbraucher generiert.

Der Aspekt Wachstum ist nicht nur ein quantitatives Problem: Die Zusammensetzung der Biofilme kann sich ändern, je nachdem was das vorbeifließende Wasser so alles enthält. Daher können sich auch Krankheitserreger im Biofilm einnisten. Manche überdauern dort nur, manche vermehren sich im Biofilm weiter, wie z.B. Legionellen oder Pseudomonaden. Egal ob Vermehrung oder nicht – zu einem späteren Zeitpunkt können die Erreger wieder ans Wasser abgegeben werden und uns Menschen infizieren, wenn wir das Wasser trinken oder damit duschen.

Biofilme ebenso wie anorganische Ablagerungen sollten also beseitigt werden, um einen nachhaltig sicheren Betrieb zu gewährleisten. Das hat neben dem Schutz für Technik und Gesundheit auch rechtliche Gründe, u.a. in der Trinkwasserverordnung, und wirtschaftliche Aspekte. Im Trinkwasserbereich gelten u.a. Vorsorgeprinzip, Besorgnisgrundsatz und Minimierungsprinzip.

Warum ist eine chemische Anlagenreinigung der beste Weg, um Hygiene- und Sicherheitsstandards in Wassersystemen zu gewährleisten?

Trinkwasserdesinfektion ist eine gute Sofortmaßnahme im Akutfall. Ähnlich wie beim Abkochgebot beseitigt es jedoch nicht die Ursache für die Erreger im Wasser. Diese sind ja ins System gekommen und haben sich irgendwo an den Wandungen festgesetzt. Dort wachsen sie geschützt im Biofilm, auch wenn das vorbeifließende Wasser gechlort wird. Um sie zu beseitigen, muss das betroffene System gereinigt werden. Eine Spülung mit Wasser nicht aus, um festsitzende Biofilme von der Wandung zu lösen. Eine chemische Anlagenreinigung ist, insbesondere zur Entfernung von Biofilmen, auch nach allgemein anerkannten Regeln der Technik, also nach Normenlage, erlaubt, richtig und erforderlich! Für Trinkwasserbehälter bspw. in der DVGW Reihe W300 nachlesbar, für Trinkwasserinstallationen in W551.

Anders als bei der Trinkwasserdesinfektion, wo das Trinkwasser selbst mit dem desinfizierenden Stoff versetzt wird, was der Verbraucher ggf. auch schmeckt, werden Anlagen für die Anlagen-Reinigung außer Betrieb gesetzt, bzw. vom Netz genommen. Bei einer fachmännischen Reinigung im Zuge einer Anlageninstandhaltung oder -sanierung nach allgemein anerkannten Regeln der Technik gelangen also keine Produkte oder Chemikalien ins Trinkwasser, sondern die hygienische Qualität des Wassers steigt dadurch.

Was unterscheidet CARELA von anderen Anbietern im Bereich Anlagenschutz und Wasserhygiene?

Bei CARELA sind Sie bestens aufgehoben, weil CARELA interdisziplinär aufgestellt ist, um das Thema Wasserhygiene umfassend abzubilden: Erfahrene und promovierte – oder wie ich selbst habilitierte – Fachleute wie Chemiker, Mikrobiologen und Hygieniker sowie Ingenieure und Techniker haben wir bei uns im Haus. Das heißt kurze Wege und guter Know-how -Transfer. Ganzheitliche Problembetrachtung und entsprechende Lösungen. Wir wissen, was wir tun und können unsere Auftraggeber entsprechend kompetent beraten und unterstützen. All unsere Produkte und Verfahren werden bei uns im eigenen Labor entwickelt und getestet, manches auch patentiert. Produkte werden von uns immer Auftraggeber-spezifisch auf die jeweilige Fragestellung angeboten, unter Berücksichtigung von Kontaminationsart, Wasserbeschaffenheit und Materialoberflächen. Damit sind sie hochwirksam und Anlagen-schonend zugleich.

Gibt es eine besondere Innovation oder ein aktuelles Projekt, das zeigt, wie CARELA nachhaltige Hygienelösungen umsetzt?

Mit der careBox hat CARELA beispielsweise ein patentiertes Dosiergerät auf dem Markt, mit dem sich sowohl Desinfektionsmittel als auch andere Substanzen zur Wasser-Konditionierung sicher und rechts-konform nach aktuellsten Vorgaben applizieren lassen. Als bisher einziger Marktanbieter in Deutschland mit vollständig abgeschlossenem System, so dass ein Zugriff durch Dritte nicht möglich ist. Das minimiert Manipulation ebenso wie Unfallrisiken.

Was unsere Reinigungsprodukte betrifft, so lassen sich im Bedarfsfall gemeinsam mit den Auftraggebern auch Spezialprodukte für Sonderfragestellungen, ungewöhnliche Probleme oder spezielle Materialien finden. Wir unterstützen bei vorbeugenden Hygienemaßnahmen wie der Unterhaltsreinigung ebenso, wie im Störfall bei akuter Kontamination. Und das nicht nur kompetent, sondern auch schnell und diskret. Selbstverständlich sind für uns Qualitätsmanagement, Zertifizierungen und Sachkundenachweise.

Wie wird sich das Thema Wasserhygiene in den nächsten Jahren weiterentwickeln, und welche Trends sehen Sie in der Branche?

Mit dem Klimawandel steigt auch das Mikroorganismen- und Erregerwachstum. Zum einen wegen höherer Wassertemperaturen, näher am „Wohlfühlbereich“ von Erregern v.a. im Sommer; zum anderen weil das Rohwasser bei Starkregen und Überschwemmungen vermehrt kontaminiert wird. Bereits seit Herbst letzten Jahres haben ja die Meldungen über kontaminiertes Trinkwasser bundesweit zugenommen. Notdesinfektion des Trinkwassers aber auch Anlagenreinigung zur Kontaminationsbeseitigung werden entsprechend öfter zum Einsatz kommen, bzw. kommen müssen.

Aber auch das Thema Prävention – also Vorsorge – wird dadurch an Bedeutung gewinnen, und damit auch Instandhaltung und Wartung. Dazu gehört dann zwangsläufig nach einer Inspektion oder Instandsetzung, ebenfalls die Reinigung von Anlagen damit das System sauber ist, bevor wieder Trinkwasser eingespeist wird. Besonders Speicherbehälter sind hier eine neuralgische Stellschraube, bzw. kritischer Kontrollpunkt im Sinne des Risikomanagements. Möglichst schonenden Reinigung wird verstärkt nachgefragt werden – und das sowohl hinsichtlich der Bauwerke bzw. Materialien um – ökonomisch nachhaltig – die Lebensdauer von Bauwerken zu verlängern als auch schonend für unsere Umwelt, also ökologisch gesehen. Auf chemische Produkte ganz verzichten werden wir dabei nicht können, wie ich eben ausgeführt habe.

Natürlich werden moderne Detektionssysteme auf Basis molekularbiologischer Methoden die Früherkennung verbessern, online-Detektion von Erregern im Wasser ist aktuell ebenfalls ein Projekt der CARELA. Aber auch wenn Risiken früher erkannt werden, müssen geeignete Gegenmaßnahen getroffen werden, welche der Einnistung von Erregern in Biofilmen frühzeitig begegnen.

Zum Abschluss: Was ist Ihr wichtigster Tipp für Unternehmen oder Kommunen, um die Trinkwasserqualität langfristig zu sichern?

Sowohl für den Betreiber als auch für die Gesundheit der Nutzer ist regelmäßige Vorsorge ist besser, als Sanierung im Schadensfall. Nicht nur kostengünstiger, sondern auch organisatorisch planbar hinsichtlich Aufwand und Ausfallzeiten, deutlich einfacher in Umsetzung und auch sicherer im Erfolg. Daher raten wir: Halten Sie Ihre Anlage nach den a.a.R.d.T. kontinuierlich in Schuss, und sorgen Sie für einen bestimmungsgemäßen Betrieb. CARELA unterstützt Sie gerne sowohl bei der Prävention als auch im Schadensfall nicht nur mit hochwirksamen Spezialprodukten sondern auch mit exzellentem Know-how.

Wo finden wir Sie, sind Sie mit einem Messestand auf der TAUSENDWASSER vertreten?

Der CARELA-Messestand ist in Halle 3, mit Standnummer 3Bp07. Zu erkennen an dem grünen Teppichboden inmitten blauer Messestände.

Vielen Dank für das Interview und die spannenden Einblicke in die Wasserhygiene.